Auch wenn die Schule die Rolle der Eltern in der Erziehung nicht ersetzen kann, hat sie als Lebensort, in denen Kinder und Jugendliche einen beträchtlichen Teil ihrer Lebenszeit miteinander verbringen, eine wichtige Bedeutung für das Leben der Schüler inne. Während der Schulzeit sind die Lehrer verantwortlich für das Wohl der Kinder. Zwar nicht prioritär – denn das ist die Rolle der Bildung –, aber durchaus sekundär finden in der Schule Sozialisation und Erziehung statt.
Um Kinder zu einem glücklichen Leben zu verhelfen, das auf soliden Grundlagen steht, nimmt die Ernährungserziehung eine wichtige Rolle ein. Längst ist man davon abgekommen, allein auf Verbote zu setzen, denn das geht nach hinten los. Verbote oder Einschränkungen müssen in einer demokratischen Gesellschaft begründet werden. Erst wenn es zum Verständnis und zur Akzeptanz kommt, haben Pädagogen gute Chancen, dass ihre Maßnahmen dauerhaft fruchten.
Heute besitzen Pädagogen ein Füllhorn an Möglichkeiten, die Denk- und Lernfähigkeiten von Kindern zu entwickeln, damit ein Thema wie die Vermeidung von Zucker noch besser internalisiert werden kann. Übrigens: Die Pädagogik hin zum zuckerfreien Essen korreliert mit der Pädagogik hin zu kohlenhydratefreies Essen, denn Kohlenhydrate bestehen strukturell aus Zuckermolekülen.
Warum Kinder auf Süßigkeiten stehen
Zwar unterscheiden sich Kinder von ihrer Persönlichkeit her deutlich voneinander, bei dem Thema Süßigkeiten sind sich aber alle einig: Süßigkeiten sind lecker. Verantwortlich dafür ist ein anderes Geschmackserlebnis im kindlichen Gehirn, das die Süße noch intensiver und geschmackvoller erlebt. Mit der Pubertät flacht die Begeisterung für Süßes ab. Dann verlangen die Geschmacksrezeptoren eher nach Herzhaftem. Sogar das Bier, das Kindern – zum Glück – noch widerwärtig ist, beginnt auf einmal zu schmecken ebenso wie der Alkohol generell kaum noch als ungenießbar bitter wahrgenommen wird.
Das erste Argument: Der Zucker kam nicht zum Menschen
Was den Erwachsenen als Laster der Alkohol ist, ist den Kindern der Zucker. Gesundheitspädagogik hat die Aufgabe, Kinder über die Wichtigkeit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung aufzuklären. Zugleich muss sie Risiken in der Ernährung benennen und auch begründen, warum bestimmte Essgewohnheiten schädlich sind. Aus der Welt der Kinder gehören Süßigkeiten dazu. Sie sind ein integraler Bestandteil der eigenen Lebenswelt. Um dem entgegenzuwirken, hilft es, den Kindern zu erläutern, dass dies nicht immer so wahr. Nicht der Zucker kam zum Menschen, sondern der Mensch zum Zucker.
Zucker gab es allenfalls als Fruchtzucker in den Bäumen
In der Frühphase des Menschen, als dieser in Stämmen zusammenlebte und sich gemeinsam vor wilden Tieren verteidigte, hatte der Mensch eine andere Ernährungsweise, die aus dem zusammengepresst war, was er sich in dieser unwirtlichen Umgebung beschaffen konnte. Als Jäger und Sammler jagte er Tiere, fing Fische, holte sich das Obst von den Bäumen und suchte nach nahrhaften Pflanzen und Wurzeln.
Wie zu sehen ist, nahm Zucker kaum einen Anteil im Ernährungsplan ein, sondern vielmehr das später so geschmähte Fett. Da der Mensch in dieser Zeit seinen Organismus entwickelte, basiert das Konzept einer modernen Diät, die Paläo-Diät, auf dieser vorzivilisatorischen Lebensweise. Selbst das kohlenhydratreiche Brot wird als „unnatürliches“ Produkt abgelehnt, weil es einer späteren Epoche als der Epoche der Jäger und Sammler entstammte, in welcher der Mensch als Bauer sesshaft wurde.
Das zweite Argument: Zucker ist nicht nahrhaft
Jeder Nährstoff besitzt einen bestimmten Nährwert. In dieser Disziplin schneidet Zucker erschreckend schwach ab. Dies kann sich jeder erklären, der sich selbst vor einem Berg von Waffeln, Burgern, Kuchen, Torten, Schokopralinen, Gummibärchen, Chips und Bonbons vorstellt. Es ist erschreckend und ohne Beispiel, wie schnell dieser Berg vertilgt werden kann. Doch fühlt man sich danach aufgrund des geringen Nährgehaltes von Zucker nicht wirklich satt, sondern eher unnatürlich aufgeblasen. Schlimmer noch: Schon alsbald meldet sich der Hunger wieder, und wer jetzt nicht auf andere Makronährstoffe wie Fette und Proteine umstellt, wird den ganzen Tag nur am Essen sein.
Das dritte Argument: Zucker ist eine Droge
Gesund und wichtig ist es, wenn Menschen essen, weil sie Hunger haben. Regelrecht unnatürlich ist es hingegen, zum Zeitvertreib zu essen wie mit der berühmten Chipstüte vor dem Fernseher. Wenn Essen zu einem Hobby wird, wird das Übergewicht zur zweiten Natur. Warum sich Zucker so gut als „Hobby“ eignet, liegt an der verheerenden Struktur der Zuckermoleküle. Ernährungswissenschaftler haben nämlich herausgefunden, dass Zucker ähnlich wie Nikotin, Koffein und Alkohol am Belohnungszentrum des Gehirns andockt und somit ein ähnliches Verlangen auslösen kann. Schließlich werden Glückshormone nach der Vertilgung größerer Zuckermengen freigesetzt. Es kommt zu einem kleinen Rausch, der so schön ist, dass er doch wiederholt werden kann. Oder?